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Ludwig Richter  
Romantik  
bürgerlicher Humanismus 

 

bedeutende Schüler Richters:  

Heinrich Franz-Dreber  

Eduart Leonhardi   
Viktor Paul Mohn   
Erwin Oehme   
Rudolf Schuster   
Albert Venus   
Albert Zeh   

Ludwig Richter - Holzschnitt nach  1850 - Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstichkabinet
16. Oktober 2001 Hotel Dresden Hilton

   


Ludwig Richter...

... mit unserem Ehrenmitglied Ernst Hirsch
Ludwig Richters "Lebenserinnerungen eines deutschen Malers" nehmen innerhalb der umfangreichen Memoirenliteratur des neunzehnten Jahrhunderts einen besonderen Platz ein. Die Tatsache, dass dieses Buch neben Goethes "Dichtung und Wahrheit" und Wilhelm von Kügelgens "Jugenderinnerungen eines alten Mannes" die wohl populärste Selbstdarstellung deutscher Zunge ist, hat ihre Gründe nicht nur in dem anmutig beschaulichen Plauderton, der sie auszeichnet. Unbestritten ist der hohe literarische Rang des Werkes, ist die faszinierende Erzählergabe seines Autors. 

Der Geist des bürgerlichen Humanismus war -  wenn auch durch die politischen Verhältnisse in seiner Wirksamkeit stark eingeschränkt und romantisch gebrochen - Grundlage seiner Gesinnung so wie sich sich in seinen künstlerischen und literarischen Äußerungen spiegelt.

Ludwig Richters Lebenszeit umfasst die ersten acht Jahrzehnte des neunzehnten Jahrhunderts. Als Kind erlebte er die Wirren der napoleonischen Kriege, als Greis den deutsch-französischen Krieg und die mit "Blut und Eisen" erkämpfte Einigung der deutschen Stämme zum "Kaiserreich der Deutschen". Der zwischen diesen Ereignissen liegende Abschnitt politischer Geschichte ist geprägt von den vergeblichen Bemühungen der progressiven Kräfte in Deutschland, den bürgerlichen Nationalstaat als demokratische Republik zu schaffen und im Mehrheitswillen des Volkes zu verankern.  An diesen Bemühungen, gipfelnd in  den revolutionären Erhebungen von 1850 und 1848/49, nahmen in ständig zunehmendem Masse das  gerade in Sachsen sich rasch entwickelnde Proletariat teil.. Doch herrschten im kleinen sächsischen Königreich noch bis 1830 feudal-patriarchalische Zustände. Eine Stein-Hardenbergsche Reform wie in Preußen hatte es hier nicht gegeben. So befanden sich die schon weit entwickelten Produktivkräfte in einem kaum länger erträglichen Widerspruch zu den rückständigen Strukturen der Gesellschaft und der staatlichen Administration. Erst die Volkserhebung 1830/31 veranlasste die wettinische Monarchie endlich zu gewissen Zugeständnissen. Die Verfassung von 1831 sowie die ihr folgenden Reformen der Verwaltung, der Landwirtschaft, des Finanz- und Schulwesens beseitigten einen Teil der hemmenden Barrieren, und der Beitritt Sachsens zum Deutschen Zollverein (1834) öffnete den Weg zur Ausweitung des Handels. Mit Dampfschiff, Eisenbahn und Maschine hielt die industrielle Revolution in den dreissiger Jahren Einzug in Sachsen und führte die Ideen der Frühromantik, die gerade in Dresden eine Heimstatt hatten, in ein anachronistisches Abseits.

Nach der niedergeschlagenen Revolution von 1848/49 lastete die Restauration schwer auf dem politischen und geistigen Leben Dresdens. Auch in den bildenden Künsten hatten sich die Verhältnisse auf ein konventionelles Mittelnass eingependelt. 

Allein Richters Kunst war durch ihre enge Verbundenheit mit Natur und Volk der Heimat vor Sterilität bewahrt geblieben. Seine zahlreichen Schüler, die er im Landschaftsfach unterrichtete, verehrten ihn. Im Laufe der Jahrzehnte ist eine stattliche Anzahl bedeutender Talente aus seinem Atelier hervorgegangen, darunter Heinrich Franz-Dreber, Eduard Leonhardi, Victor Paul Mohn, Oehme, Rudolf Schuster, Albert Venus und Albert Zeh. Seit dem Tode seiner Frau im Jahre 1854 liess Richters Schaffenskraft nach. Ein Augenleiden und nervöse Beschwerden machten 1860 eine Heilkur in Bad Kreutz am Tegernsee notwendig. Das letzte Jahrzehnt seines Schaffens blieb ausschliesslich der zeichnerischen Tätigkeit für den Holzschnitt vorbehalten. Von 1873 an erlaubte ihm sein sich verschlimmerndes Augenleiden keine künstlerische Arbeit mehr. Am 19. Juni 1884 starb Ludwig Richter in seinem Hause in der Johannesstraße zu Dresden.